Die Fauteuils mit 6000er Nummer sind als Schreibtischfauteuils bezeichnet, wobei Nr 3 als der erfolgreichste gelten kann, jedenfall nach der Produktionsziffer. Bekannter, ja schon legendär ist der Nr 9, den jeder Architekt in den Himmel hebt. Liegt das nur daran, dass le Corbusier ihn so gern in seine Interieurs zeichnete und die realen Innenräume damit möblierte? In der Tat bietet der Nr 9 Entwurf ästhetische Vollkommenheit, die begeistern kann. Aber Nr 3 hat, was dem hochgerühmten fehlt, nämlich Bequemlichkeit. Dieser Aspekt sollte bei einem Gebrauchsmöbel nicht so in den Hintergrund gedrängt werden, wie es die Fans des Nr 9 tun.
Thonet trat 1895 mit einem Vorläufermodell auf den Markt. 1904 sehen wir dann den Nr 3 in seiner bis heute im Grundsatz bewahrten Form. Als Sitzausrüstung konnte Geflecht oder gemuldete Sperrholzplatte gewählt werden, die letztere ohne Dekor oder mit Lochmustern, Relief oder Flachintarsia versehen dem horror vacui Rechnung tragen. Weitere Abwandlungen waren stilistische Überformungen, Füllelemente unter der Rückenlehne oder als Drehfauteuil, wahlweise auch mit Kippvorrichtung.