Der Sessel Nr 4 wurde nicht nur legendär, weil er als erster für ein Wiener Café geliefert wurde, sondern wohl eher, weil seine Gestalt am besten ausdrückt, was unter einem Bugholzsessel zu verstehen ist. Die Spiralen des Rückenornaments lassen noch das Rokoko erkennen und transportieren dessen Üppigkeit in den Alltag der kommenden Gründerzeit. Auf diesem antiken Foto (mit der Hose käme ich in jede Disco), sehen wir ein Exemplar um 1870, schon massiv gebogen, aber noch in der zwar zierlichen, aber steifen Form, die wenig bequem anmutet.
Der Restaurator erkennt am Ornament, das er respektlos zu den „Darf´s ´ne Nudel mehr sein, Gnä´ Frau?“-Modellen zählt, die drohenden Schäden, die den schlichteren Exemplaren, wie Nr. 8 , 10 oder 14, erspart bleiben. Zu einen besteht die Gefahr, dass die freien Enden der Spiralen sich öffnen, meist immer ungleich weit, sodass die Symmetrie leidet. Zum anderen weichen die Spiralen nach hinten aus, wenn sich die Kurven oberhalb ihres Treffpunktes in feuchter Luft strecken. Wer derartig verzogene 4er retten will, ohne „einschneidende“ Methoden zu benutzen, also ohne die Fasern des gebogenen Holzes zu durchtrennen, der muss auf die Techniken beim ursprünglichen Biegen zurückgreifen. Also wird das Holz wieder gewärmt, angefeuchtet und beim Biegen zurück in die verlorene Form eingespannt und unbedingt auf der Aussenseite gegen Aufplatzen geschützt. Da wünscht sich der Restaurator bei manchen Arbeitsgängen die Vielarmigkeit indischer Gottheiten.
Mein Exemplar in der Sammlung braucht noch die Reparatur des ehedem geflochtenen Sitzrahmens, in den ein Mensch überschießenden Tatendranges eine Sperrholzplatte versenkt eingeleimt hat.