Schöner, seltener und bei erfahrenen Sammler begehrter als der nur zufällig berühmte Stuhl Nr 4 ist dieses Modell, der 2er. Er war nicht das erste Model, das in einem Kaffeehaus eingesetzt wurde und entkam also dieser aus ihm selbst nicht begründeten Popularität. Seine eigene hat er sich verdient, weil er mit größerer Schlichtheit mehr Eleganz erreicht als der in vielen Publikationen gerühmte, für das Café Daum entworfene Schnörkelstuhl Nr 4.
Schon der 35jährigen Franz Thonet nennt in der Korrespondenz mit seinen Brüdern die Rückenornamente des Cafe-Daum-Sessels despektierlich „Schniekel“ und berichtet von Schwierigkeiten bei der Montage.
Dagegen ist der schlichtere einteilige Rückeneinsatz des 2ers einfacher einzupassen und für die Verschraubung zu bohren. Einteilig sagte ich? Genau genommen ist der Rückenbogen diese Sessels doch zweiteilig. Er ist unten zusammengeschäftet, denn es ist schwierig, ein Bauteil mit zwei spiraligen Endungen aus einem Stück zu biegen. Alle diese Ornamente sind in der Mitte zusammen geleimt. Man sieht es auch an der Schaukelfußlage des 1er-Schaukelfauteuils.
Der hier präsentierte Sessel Nr 2 gehört schon zu der aus stärkeren Profilen gebogenen Form der 1880er Jahre, die durch die ausgewölbtere Rücklehne bequemer zu „besitzen“ ist. Er ist mit Stempel und Papieretikett versehen und hat perfektes enges Sitzgeflecht.
Wer ihn haben will, zahlt mir 1.400 € und kann noch drei weitere hinzu bekommen, wobei ich den letzten schenken werde. Alle vier Exemplare stammen aus einer Sammlung und sind in gleichgutem Zustand, den ich als etwa halb so alter Mensch nur beneidenswert nennen kann.