Auch dieses Fauteuil besticht durch seine Eleganz, die mit geringen Mitteln erreicht wurde. Zusätzlich gibt es eine dynamische Komponente in der Seitenansicht, die durch das schräg vorgezogene Rückenpolster entsteht. Das macht das Stück zu meinem Lieblingsmodell diesen Stils.
Im Katalog von 1910, von Edition Volutes 1900 und Peter Ellenberg im Nachdruck herausgegeben, ist der Entwurf 6517 auf der Seite 65 wohl erstmals abgebildet, wenn nicht J&J Kohn früher dran war, denn – wie so oft – gibt es das Modell von beiden Firmen und ich neige zur Ansicht, dass es ein früherer Entwurf Nr. 718/2 F von Kohn ist. Irgend ein fleissiger Leser, wird mir sicher Genaueres mitteilen. Jedenfalls verdanken wir die grundsätzliche Form im damals hochmodernen sachlichen Jugendstil Gustav Siegel, der 1899 für Kohn das erste Fauteuil dieser Art entwarf. Schon darin liegt eine Priorität begründet.
Von diesem Modell stehen vier Stücke zur Verfügung, die fast identisch sind, nur die Beinaussteifung variiert – 2 so, die anderen beiden anders. Es gibt auch noch einen einzelnen von J&J Kohn, der ganz ungewohnte zierliche Messingfüßchen hat und dadurch älter wirkt.
Alle vier Thonetmodell sollen ohne Bearbeitung 3.000 € kosten, das Polster muss natürlich erneuert werden und die Gestelle – farblich gut passend – müssen gereinigt und etwas mattiert werden, dann bleibt die alte Ausstrahlung erhalten. Gravierende Holzreparaturen sind nicht nötig.