Thonet war immer für Anregungen offen und hat sicher von den Kunden Rückmeldungen bekommen, dass die ölige Gewindestange der Drehhocker ein Ärgernis sein kann, wenn man (oder frau) mit wallenden Röcken darauf sitzt und sich zu viel herum dreht. Dann kann sich das luftig fliegende helle Seidenkleid um die schwarz ölige Schraube wickeln und nie wieder sauber werden.
Also entwarf Thonet das Drehstockerl Nr 3, das im Katalog von 1904 auf Seite 43 rechts oben als Nr 5003 abgebildet ist. Dabei wählte der Entwerfer eine dreibeinige Konstruktion, die von der Berufsgenossenschaft wohl mit Hohngelächter als nicht genehmigungsfähig für gewerblichen Einsatz verworfen worden wäre. Thonet brachte später noch eine Version mit vier Füßen heraus, aber heute sind die Berufsgenossen ja mit fünfen noch nicht zufrieden!
Der Clou war natürlich die Drehmanschette, die aus einem dicken Stück Buchenholz hohl gedrechselt und unter dem Sitz an einer Tragscheibe angesetzt wurde. Das Mutterstück des Drehsystems steckte in der schlanken Mittelachse, die sich erst zeigt, wenn man den Sitz hochdreht. Thonet gibt an, dass man das tun kann, bis eine Sitzhöhe von64 cm erreicht ist. Dann allerdings wackelt´s schon etwas spürbarer, als bei normaler Sitzhöhe.
Mein Exemplar braucht kaum Reparatur im Holz, nur das Geflecht muss erneuert werden – keine Überraschung. Der Sitzrahmen zeigt noch die originale Holzfarbe, das Gestell ist mit eingefärbtem Schellack überpinselt worden, dass muss runter. Dann hat man einen seltenen und in Grenzen auch gut nutzbaren Klavierschemel.