OBJEKT DES MONATS – Juni 2015
Stockerl mit Lehne Thonet Nr. 4501

 

Nierenquetscher haben wir ihn immer genannt und eigentlich zu billig verkauft, was nicht passiert wäre, wenn wir Ludwig Mies´ Maxime „Weniger ist mehr“ respektiert hätten. Aber da wir lernfähig sind und zunehmend fernöstliche Kunden kamen, wurde die grazile Eleganz und die geduckte Proportion schnell zum Argument der Präsentation und der späteren Entscheidung für diese hoch ästhetische Bescheidenheit. Aber nur die Exemplare von Thonet haben diese besondere Anmutung – andere Hersteller setzten die spartanische Lehne zu hoch und formten sie nicht so ansprechend im Profil – siehe zweites Bild. Das ist sogar über die Zeiten erhalten geblieben, wie das Modell auf dem ersten Bild aus den 1930er Jahren zeigt. Mir gefällt die Variante von 1905 besser, das letzte Bild zeigt die feine Profilierung der Lehne, wie man sie von oben sieht.  Zum Glück habe ich noch einige davon – siehe drittes Bild.

 

Meine Japanischen Kunden finden sich in dieser Gestaltung wieder und sind begeistert, besonders, wenn der Sitz für Geflecht eingerichtet ist, was die Leichtigkeit des Entwurfs steigert. Aber meistens kamen die dekoriert gepressten Sperrholz-Sitzplatten zum Einsatz, was zu einem paradoxen Kontrast zwischen wilhelminisch geschmücktem Sitz und der avantgardistischen Gestalt führt. Hier bevorzuge ich eine glatte Platte, allenfalls eine  mit Streifendekor. Das bewahrt den Ernst und das Beiläufige des Stockerls mit Lehne.

 

Apropos „avantgardistisch“, schon im Biedermeier gab es die Stockerl mit Lehne, und ich hatte mehrmals einen zum Nachflechten des Sitzes. Bei der 100 Jahre älteren Version sind die Lehnen manchmal so flach und rudimentär, dass man sie fast als hintere Aufkantung des Sitzes ansprechen möchte.

 

Da ich zwischenzeitlich das Ende meines gewerblichen Tuns beschlossen habe, sind die Restbestände schon sehr gelichtet. Was noch da ist, muss bearbeitet werden, was aber lange dauern würde. Deshalb sind ein Stuhl für Geflecht und zwei für Formsperrholzsitz unrepariert für wenig Geld zu haben. Der auf dem Bild für xx€, ein weiterer für Sperrholzsitz, an dem der Fussring zu reparieren ist, für xxx€, wenn wir das gemacht haben und der gleiche Preis für den ältesten und schönsten, der Geflecht bekommen muß. Versand wird je 15 € kosten. Auf Wunsch schicke ich weitere Bilder.

 

Nachtrag: Die Preise sind überholt, denn das hatte ich auch noch nicht – gestern eingestellt, heute weitergegeben, das war schnell!

 

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